Für eine Glaubenskirche
Der Papstbesuch war Thema beim St. Martins-Empfang der Bildungsstätte Germershausen
Germershausen (bph) Die Welt braucht keine Rätekirche sondern eine Glaubenskirche. Dies ist nach Ansicht des Theologen und Journalisten Stephan Kulle das Fazit des Besuches von Papst Benedikt XVI. im September in Deutschland. Diese Reise habe den Menschen geholfen, sich wieder auf das zu besinnen, worum es der Kirche eigentlich gehen müsse, sagte Kulle am Freitagabend, 11. November, als Festredner beim traditionellen St. Martins-Empfang in der Katholischen Bildungsstätte St. Martin in Germershausen. Am Rande des Empfangs wurde auch der neue „Eichsfeldflur“ des Hauses eingeweiht.
Vom 22. bis 25. September dieses Jahres besuchte Papst Benedikt XVI. seine deutsche Heimat, war in Berlin, Erfurt, Etzelsbach und Freiburg. Schon die jahrelange Vorgeschichte dieser oft als historisch betrachteten Reise sei sehr verwickelt gewesen, berichtete Kulle, der als gut informierter Vatikankenner gilt und am 19. April 2005 die Wahl Joseph Ratzingers zum Papst angeblich vier Minuten vor allen anderen Menschen erfahren und beim Sender „Phoenix“ verkündet hatte. Die Vorbereitungen dieses Deutschlandbesuches waren von verschiedenen Forderungen überschattet, erzählte Kulle mit Bezug auf ungenannte Quellen. Letztlich hätten es die Eichsfelder vor allem dem Kölner Kardinal Joachim Meisner zu verdanken, dass der Papst schließlich zu einer Marienvesper nach Etzelsbach im Obereichsfeld kam. Diese Station habe während der ganzen Papstreise noch am ehesten den Charakter einer Wallfahrt gehabt, lobte Kulle, der selbst aus dem Obereichsfeld kommt und heute als Journalist, Fernsehmoderator und Buchautor arbeitet.
Der junge Theologe ist fest davon überzeugt, dass Benedikt XVI. bei seinem Besuch in Freiburg indirekt die Kirchensteuer kritisiert hat. Sein Besuch war nach Kulles Worten ein „Kampf gegen die neue Kälte und gegen die Lauheit der Kirche“. Außerdem, so schloss der Theologe, Autor und Journalist seinen Vortrag, habe der Papst durch diesen Besuch nun seine offizielle Pflicht gegenüber Deutschland erfüllt und wieder eine Reise frei nach Bayern. „Der Bruder des Papstes wird nämlich auch nicht jünger!“
Am Rande des Empfangs weihte der Duderstädter Propst und Bischöfliche Kommissarius für das Untereichsfeld, Bernd Galluschke, den neu gestalteten Eichsfeldflur der Bildungsstätte ein. Die ehemals 15 Doppelzimmer unter dem Dach im zweiten Obergeschoss des Gebäudes waren zwischen Mai und Anfang September für rund 300.000 Euro zu zehn Zimmern mit einem bis fünf Betten umgebaut worden. Weitere 32.000 Euro, die zur Hälfte von Sponsoren kamen, flossen in das komplett neue Mobiliar. Entstanden sind geräumige, moderne und freundlich wirkende Zimmer mit Bad und Toilette. Die 30 Betten sind nun ideal an eine Schulklasse oder auch kleinere Gruppen aus dem kirchlichen Bereich zu vermieten.
Zum traditionellen St. Martins-Empfang ihrer katholischen Bildungsstätte St. Martin hatten die Augustiner und Torsten Thiel, der Leiter der Bildungsstätte, auch in diesem Jahr gemeinsam mit den bischöflichen Kommissaren des Unter- und Obereichfelds, Propst Bernd Galluschke und Propst Heinz Josef Durstewitz, nach Germershausen eingeladen. Zahlreiche Gäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft folgten der Einladung. Der St. Martins-Empfang erinnert an den Heiligen Martin, den Schutzheiligen des Eichsfelds.